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Gotthard-Stau in Rapperswil

Verfasser: MR | Veröffentlicht: Juni 2022

Wer täglich die Strecke von Pfäffikon SZ nach Rapperswil SG fährt, der kennt die Problematik zur Genüge: Ein Auto reiht sich an das andere. Der Vorteil, jeder der Passagiere hat hinreichend Zeit um die schöne Aussicht auf das Schloss Rapperswil zu geniessen. Wer nun denkt der Stau ist durch das Tourismus-Büro in Rapperswil verursacht um das pittoreske Schloss zu vermarkten, täuscht sich. Der allmorgend- und abendliche Stau wird durch «Gotthard» verursacht! Warum Gotthard?

Wie viel Platz braucht ein Auto?

Hier ein kleiner statistischer Exkurs zum Verkehr in der Schweiz und speziell zum Seedamm in Rapperswil. Ein Auto, welches sich mit 30 Km/h fortbewegt, hat einen Flächenbedarf von 51.20 m2. Der Seedamm hat eine Länge von rund 2’800 m und die Fahrbahnbreite pro Richtig beträgt 3.50 m.

Wir halten also fest: der Seedamm mit einer Verkehrsfläche von 9’800 m2 bietet, rein mathematisch in eine Fahrtrichtung, 191 Fahrzeugen Platz. Im Stau sind es bestimmt noch einige mehr und wir runden nun grosszügig auf und gehen von 250 Fahrzeugen aus. Das Erschreckende ist, in diesen Fahrzeugen befinden sich maximal 275 Personen.

Sie fragen sich nun: Was hat das mit Gotthard zu tun? Die Antwort liegt ebenfalls in einer Frage:

Warum fahren so viele Autos mit so wenigen Passagieren jeden Tag denselben Weg über den Seedamm hin und zurück?

Ich frage da mal nach….

Nach einer kurzen Recherche in meinem eigenen Umfeld hat sich, neben den üblichen Antworten für die fehlende Flexibilität, auch ein soziales Problem als entscheidend ergeben.

Ich möchte meine Gotthard-CD am Morgen für mich alleine hören.

In unserer Gesellschaft ist der Wunsch nach Individualismus und die Aufrechterhaltung der Privatsphäre wesentlich wichtiger als Umweltaspekte, Zeitersparnis und nicht zuletzt die Reduktion der individuellen Fahrkosten. Das Verkehrsproblem in der Schweiz ist nicht zu lösen durch die reine Elektrifizierung der Fahrzeuge. Solange in jedem Fahrzeug im Durchschnitt nur 1.10 Passagiere sitzen, wird sich auch auf dem Seedamm sobald nichts ändern.

Es bedarf eines radikalen Umdenkens der Mobilität, damit wir die «Verkehrswende» mit weniger Stau und weniger Emissionen schaffen. Nur mit griffigen Massnahmen durch den Gesetzgeber werden wir in der Schweiz dieses Ziel erreichen. Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir uns mit Roadpricing, Tunnel- oder Brückengebühren und Car-Pooling Spuren (Fahrgemeinschaftsspuren) auseinandersetzen, damit es für jeden Verkehrsteilnehmer attraktiver wird, gemeinschaftlich Unterwegs zu sein anstatt für sich alleine unterwegs zu sein.

Ohne Massnahmen bleibt die allmorgendliche Aussicht auf das Schloss in Rapperswil untermauert mit einer rockigen Ballade von Gotthard, aber so attraktiv, dass auch in nächster Zukunft der Stau auf dem Seedamm erhalten bleibt.

Quellen:
Bundesamt für Statistik BFS
www.zug.teamverkehr.ch/blog/2021/1/20/platzsparende-mobilitaet
www.zukunft-mobilitaet.net
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